Ein abwechslungsreicher Weg ans Meer

Eine Wanderung nach Cala Luna in Sardinien


Cala Luna, Sardinen (eigenes Archiv)

Nach der letzten Kurve kann ich nun endlich die Bucht sehen. Der weiße Sand mit einigen kleinen grauen Steinen von Cala Luna im Osten Sardiniens liegt vor mir. Ich rieche das Meer. Rechts und links fallen die Felswände steil hinab und die Wellen schlagen gegen die Klippen. Einen von diesen Bergen bin ich gerade hinabgestiegen oder besser hinab geklettert.

Nach der zwei stündigen Wanderung in der prallen Sonne bin ich froh angekommen zu sein. Der Weg hat sich gelohnt genau wie es Carla Schmidt an der Rezeption im Hotel beschrieben hat. "Der Strand ist wunderbar und ganz einfach zu erreichen", sagte die gebürtige Deutsche, die seit fast sieben Jahren in Italien arbeitet. Einfach zu erreichen, finde ich den Strand nicht. Von Cala Gonone, einer Hafenstadt, folge ich den Schildern nach Cala Fuili. Schließlich endet die eine einzige Straße nach Cala Fuili, dem Startpunkt der Wanderung. Vor mir ist eine dünne Metallkette. Dahinter beginnt der Weg. Ein Schild erklärt was ich nun vor mir habe: einen etwa 5,6 Kilometer langen Weg. Zwei Stunden sind dafür eingeplant. Direkt hinter der Tafel startet ein schmaler Weg ins Tal.

Unregelmäßige Steintreppen führen steil hinunter. Rechts von mir ist der kleine und viel besuchte Strand Cala Fuili. Nun stand ich vor dem ersten Problem. Es geht in drei Richtungen weiter. Grüne Punkte sollen den Weg markieren, doch diese sind nicht zusehen. Ich entdecke einen roten Punkt und entscheide ihm zu folgen. Vielleicht stimmt nur die Übersetzung vom Italienischen ins Englische nicht. Ich bin überrascht, wie steil ich den Berg hinaufklettern muss. Wandern ist das nicht. Ich muss mich auf jeden Schritt konzentrieren, weil die Steine spitz oder locker sind. Es sieht aus als sei eine Lawine von Steinen vom Berg gerutscht und darauf soll ich nun laufen. Aus den roten Punkten werden grüne Pfeile. Es scheint der richtige Weg zu sein.


Aussicht auf den Golf von Orosei, Cala Luna (eigenes Archiv)

Schaue ich auf meiner rechten Seite hoch, scheint der Berg nicht zu enden. Doch schaue ich nach links eröffnet sich mir ein Ausblick über die Baumkronen auf den Golf von Orosei. Ich sehe wie das Meer bis Horizont reicht und dort mit dem blauen Himmel zusammen kommt. Ich fühle wie den erfrischenden Wind auf meiner Haut. Ich höre wie der Böen durch die Blätter der Bäume wehen. Das Ziel kann ich noch nicht sehen. Es ist hinter einem weiteren Berg versteckt. Im Hochsommer möchte ich die Strecke nicht zurücklegen. Angenehmer ist es, wenn die Sonne hinter den Wolken versteckt ist.

 Schließlich komme ich dem Ziel näher. Der letzte Abstieg. Erst kann ich das Rauschen des Meeres hören, dann die Schuhe ausziehen und meine strapazierten Füße den warmen Sandstrand fühlen lassen. Trotz der wenigen Mitwanderer ist der Strand gut besucht. Vom Hafen von Cala Gonone fahren Boote mehrfach täglich zu der Bucht und bringen Besucher zum Strand. Etwa 30 Minuten dauere die Fahrt, sagt ein junger Mann aus Hamburg, der auf diese Weise anreiste. Viele nehmen auch nach der anspruchsvollen Wanderung das Boot zurück. So bin ich noch einsamer auf dem Rückweg, werde nicht überholt und habe keinen Gegenverkehr. Sardinien bietet eine Mischung aus Bergen und Strand. An einem Tag habe ich beides miteinander verbunden.