Aran Island

Freiheit ist bei Wind, Regen, Hagel und Sonnenschein eine Insel zu erkunden. Ich schaue mir die größte der drei Aran Inseln Inishmore an. Die Inseln liegen etwa 45 Minuten mit der Fähre vom Festland entfernt im Westen Irlands. Zu dieser Jahres Zeit wird nur noch die größte angefahren. Als ich fahren wollte war nicht klar, ob die Fähre überhaupt ablegt. Denn das Wetter im Westen Irlands ist etwas wilder als in Dublin. In Galway, wo mein Hostel ist, regnet es viel mehr. Momentan ist es auch noch sehr windig, nein eher stürmisch.




Aber da die Fähre ablegt kann es nicht so schlimm sein, denke ich mir und steige in Galway in den Bus, der mich in etwas 40 Minuten zur Fähre bringt. Doch die Fahrt war schrecklich. Ich bin nicht so seefest wie ich dachte. Ich konnte nicht mal ein Bild von den Wellen machen, weil ich damit beschäftigt war mich am Sitz festzuklammern und den Horizont anzustarren.

Angenommen ist angekommen. Die Fähre legt in Kilronan an. Aber ich war mir sicher ich kann mich nicht in einen Bus setzen, der über die Insel rast, um mir alles zu zeigen. Da bleibt nur eins: ein Fahrrad mieten.
Das Wetter spielte tatsächlich verrückt so wie meine Vermieterin in Dublin es vorausgesagt hatte. Alle fünf Minuten änderte sich das Wetter. Einen Moment ist strahlender Sonnenschein. Im nächsten schlägt mit der Hagel ins Gesicht. Gemischt mit dem Gegenwind zwingen mich die Beiden ab zu steigen und den Berg hinauf zu schieben.
Ich bin unglaublich froh, dass dieses Rad eine Gangschaltung hat. Viel besser als mein Second-Hand-Rad in Dublin.



Zuerst fahre ich vom Hafen entlang der Küste. Von einem Punkt soll man Aussicht auf eine Robbenkolonie haben. Leider entdecke ich keine Robbe gesehen. Nach dem ich einen kleinen Hügel hinauf fuhr, sehe ich Blick auf einen Strand. Die sonst steinigen Klippen sind unterbrochen durch einen wunderbaren feinen Sandstrand.
Von dort ist es nicht weit bei zur Hauptattraktion der Insel: Dún Aonghasa, ein Steinfort aus der Bronze- oder Eisenzeit. Den man nur gut fotografieren kann, wenn man Luftaufnahmen macht. Der Fort liegt auf einem Berg. Nach etwas 15 Minuten bergauf passiere ich die ersten Steinmauern. Oben ist es noch windiger als unten. Die Klippen waren nicht gesichert. Die Aussicht aber toll. Der Regen zieht erneut auf. Der Wind ist stark. Bei manchen Böen mache ich ungewollt drei Schritte nach vorn. Dann muss ich mich hinhocken, weil ich Angst habe wegzuwehen. Wieder unten angekommen scheint die Sonne.


Ich würde mir gern eine Attraktion namens Poll na bPéist anschauen. Das ist ein perfekt rechteckiges natürliches Wasserbecken. Aber bei diesem Wetter ist es zu gefährlich. Alle Einheimischen raten mir davon ab. 
Deshalb schaue ich mir die sieben Kirchen, Ruinen, an. Und fahre dann in Richtung des höchsten Punkts der Insel. Ich will mir Dún Eochla, ein weiteren Fort, anschauen, aber er ist aufgrund von Bauarbeiten geschlossen. So laufe ich entlang von zwei der vielen Steinmauern, die Bauern errichtet haben, um ihre Felder abzugrenzen und gleichzeitig die Felder von Steinen zu befreien. Der Wind sorgt dafür dass der Regen nahezu horizontal fliegt. Trotzdem muss ich lachen. Es macht mir Spaß. Ich bekomme Lust zu wandern.



Schließlich bin ich nass und durchgefroren. Da bleib nur eins: Tee im Pub. Ich sitze neben einem kleinen Feuer, trinke schwarzen Tee mit Milch und schreibe eine Postkarte. Langsam wird mir wieder warm. Meine Füße tauen auf. Doch dann ist es Zeit die Fähre zurück zu nehmen. Mir graut es. Das Wetter hat sich nicht verändert. Der Wind nicht abgenommen. Und tatsächlich ist es genauso gut oder schlecht (je nachdem wie man es sieht) wie auf der Hinfahrt. Dieses Mal kann ich den Horizont nicht sehen. Es ist einfach schwarz draußen. Ich versuche Lichtpunkte zu fixieren. Als wir anlegen, könnte ich Luftsprünge machen vor Glück. Was für ein wunderbarer Tag.
Was man alles so macht wenn man reist. Zuhause hätte ich mich bei dem Wetter nie aus dem Haus bewegt. Dabei kann ich nun wunderbare Geschichten erzählen. Ich habe vieles erlebt. Ein Abenteuer gewagt.